Wissenscampus PTB Braunschweig

Wettbewerb 1. Preis

in Zusammenarbeit mit Stahm Lopes Architekten, Braunschweig und Si Landschftsarchitektur, Wien

ARCHITEKTENRÜDIGER      ECHTERNSTRASSE 64     38100 BRAUNSCHWEIG

Beurteilung des Preisgerichts

Die Leitidee „Arbeiten im Park“ wird in diesem Entwurf neu interpretiert durch transparente, miteinander durch kurze Gänge verbundene Hofhäuser. Der Boulevard soll wie eine großzügige Lichtung in den vorhandenen Wald- und Parkflächen wirken. Die Charakterisierung der 5 Freiraummodule (Alleebäume, Zeitwald, Zentralwald als grüne Lunge, Boulevard mit Erhalt der alten Eichen und Buchen, Waldpark) ist ein den Entwurf bestimmendes Thema. Durch die lockere Reihung der höhengestaffelten, zentralen Gebäude (Verwaltung mit Präsidialbereich, Seminar- und Konferenzzentrum, Kantine und Bibliothek) ergibt sich ein raumkantenprägendes Ensemble, das durch gestalterische Elemente und die Aufweitung

des Boulevards zum Platz unterschiedliche Begegnungsflächen schafft. Die enge Verzahnung der öffentlichkeitswirksamen Gebäude wird vom Präsidium der PTB lobend erwähnt.

Der Entwurf ist unaufgeregt, aber dennoch stringent und verzichtet auf die große Eingangsgeste. Eine den Einfahrtsbereich säumende Baumreihe und die bestehende Waldkante auf der anderen Straßenseite führen ganz selbstverständlich zur Campusmitte. Die Aufweitung des Boulevards zu einer verkehrsberuhigten Zone und der Wechsel der Oberflächenmaterialität, nach Süden orientierte Sitzgelegenheiten, Pflanzinseln, Wasserbecken und skulpturale Kunst ermöglichen eine sichtbare Veränderung der zentralen Campusachse und eine neue Aufenthaltsqualität. Das Arbeiten im Freien wird in der PTB zunehmend beliebter. Die Trennung von Bewegungs- und Verweilflächen ist im Entwurf gut gelöst. Eine unterschiedliche Bespielbarkeit dieser Zone für Sommerfeste, den Tag der offenen Tür oder wissenschaftliche Kongresse sollte möglich sein und die Platzgröße nicht durch zu viele feste Einbauten eingeschränkt werden. Die Erschließung der Gebäude oder auch die Anlieferung der Kantine von Norden sind weiterhin gegeben.

Die Wegeführung entspricht einem organischen Prinzip und verbindet die unter- schiedlichen Freiraummodule ganz natürlich und folgerichtig und steht in einem gelungenen Kontrast zur orthogonalen Gebäudestruktur.

Die Jury würdigt das prägnante städtebauliche Konzept, die Adressbildung durch die Ausrichtung der Neubauten zum Boulevard sowie die gut korrespondierende Freiraumgestaltung.

Die Zukunftsenergiezentrale ist in den Baumbestand eingebettet, den ersten markanten Punkt setzt das dreigeschossige Verwaltungsgebäude. Die geringen Abstände zwischen den weiteren Kuben schaffen Urbanität und werden nach Ansicht des Preisgerichts aber nur kleinere Gehölze und Staudenbeete in den Zwischenräumen und Lichthöfen zulassen. Die sich nach Osten anschließende zusammenhängende Waldfläche soll durch ein Wegekreuz erlebbar werden.

Das Ausbildungszentrum mit einem größeren Bauvolumen und die gegenüber geplante Parkpalette bilden einen torartigen Abschluss des Boulevards. Eine Erweiterung des

Ausbildungszentrums kann optional erfolgen, wenn die Werkfeuerwehr an die Ringstraße umgezogen ist.

Das Zeitzentrum liegt schwingungsgeschützt und als Solitär in der zweiten Reihe und kann durchaus eine besondere Formensprache aufweisen, die Ausdruck der Funktion sein sollte. Ein Laborgebäude mit speziellen funktionalen und betriebstechnischen Anforderungen wird nicht einfach in eine freie Gebäudeform zu integrieren sein.

Die Gebäude mit den zentralen Einrichtungen sollen sich nach der Ideenskizze als skelettartige, leichte Baukonstruktionen mit Gründächern und PV-Anlagen von den vorherrschenden Massivbauten mit überwiegend Lochfassaden unterscheiden. Einheitliche Gestaltungsprinzipien sind für diese neue Gebäudeachse wün- schenswert.

Die Realisierbarkeit der einzelnen Baukörper in der vorgegebenen Reihenfolge ist ohne Interimslösungen möglich, die Funktionalität des Gesamtkonzepts ist positiv hervorzuheben. Die versiegelte Fläche liegt mit 34 % in einem angemessenen Bereich und der Baumbestand kann größtenteils erhalten werden.

Die PTB ist das nationale Metrologieinstitut der Bundesrepublik Deutschland.
Der offene Campuscharakter der Forschungseinrichtung und die Einbettung der Bebauung in Waldflächen werden durch diesen Entwurf weitergeführt, gleichzeitig verbessert sich Orientierbarkeit im Einfahrtsbereich der PTB. Die klare städtebauliche Struktur unterstützt die Identifikation mit der neuen Campusmitte.

Zeichnung Rita Costa Lopes